Bewahrung der Schöpfung

Die Bewahrung der Schöpfung ist ein großes und wichtiges Thema unserer Zeit, das alle Menschen auf dieser Erde gleichermaßen betrifft. Durch den technischen Fortschritt sind wir Menschen in der Lage, die Grundlage unserer materiellen Existenz, den Planeten Erde, zu zerstören, sei es durch Anwendung militärischer Mittel im Falle eines großen Krieges, sei es durch die fortschreitende Verschmutzung unserer Umwelt, oder den Verbrauch unwiederbringlicher Rohstoffe. Jeder Mensch ist verantwortlich dafür, wie er mit der Schöpfung umgeht, unabhängig von seiner religiösen oder nationalen Zugehörigkeit. Größere Verantwortung kommt jedoch jenen Menschen und ihren Regierungen zu, welche in den industrialisierten Ländern leben und für die Umweltverschmutzung maßgeblich verantwortlich sind. Ein guter Bekannter hat einmal zu mir gesagt: „Die Hand des Menschen ist wie eine Plage auf die Natur gelegt!“

Auch innerhalb der christlichen Kirchen wird diese Problematik mehr und mehr aufgegriffen, und 'die Bewahrung der Schöpfung' auf die Fahnen geschrieben. Wir Christen glauben, dass diese Welt erschaffen wurde und nicht aus sich selbst zufällig entstanden ist, und leiten daraus auch zurecht eine entsprechend hohe Verantwortung für diese Schöpfung ab. Aber in welcher tatsächlicher Verantwortung gegenüber der Schöpfung stehen wir Christen durch unseren Glauben? Ist die Bewahrung der Schöpfung das Ziel unseres Glaubens? Eine 'Grundaufgabe der Kirche', wie es ein röm.-kath. Bischof beim Petersberger Dialog 2011 gesagt hat?

Vor einigen Jahren habe ich im Vorraum einer röm.-kath. Kirche ein Plakat gesehen, auf dem die Erde abgebildet war und es stand dabei in großen Buchstaben: 'Die Erde – unser Leib!' Dieses Plakat wirft schon die Frage nach unserem christlichen Selbstverständnis auf: Wer sind wir? Was ist unser Leib? Aus dem Leib der Erde sind wir entnommen, und zur Erde werden wir auch zurückkehren – unser Leib ist dann auch unser Grab, sowohl was die Leiber der einzelnen Menschen betrifft, als auch die Erde als Ganzes. Ist das der christliche Glaube, die christliche Hoffnung, dass alles Leben unwiederbringlich im Grab endet? Nichts anderes sagt dieses Plakat nämlich aus, wenn man mal darüber nachdenkt.

Auch Jesus von Nazareth wurde nach seiner Kreuzigung in den 'Leib der Erde' gelegt. Die Nachricht von seiner Auferstehung aus diesem Grab, aus der Erde, ist die frohe Botschaft, das Evangelium, seine Auferstehung ist der Kern unseres Glaubens:

    Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. 38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? 39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. 40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? 42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; 43 er nahm es und aß es.
    (Lukas 24,36-43)

Jesus Christus ist auferstanden von den Toten, er hat das Grab verlassen, seine Jünger haben ihn gesehen, mit ihm gesprochen, ihn berührt, mit ihm gegessen – sie haben dieses Ereignis der Auferstehung bezeugt und die frohe Kunde, dass der Tod überwunden wurde, in alle Welt getragen.

    Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. 2 Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. 3 Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. 4 Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist.
    (1.Joh 1,1-4)

Würde man heute jemanden fragen, wie viele 'Adame' es in der Bibel gibt, wäre die Antwort in aller Regel: „Einen, was soll diese komische Frage?“ Die Erzählung von Adam und seiner Frau, welche von der Schlange verführt und dem Adam die verbotene Frucht gereicht hat, kennt so ziemlich jeder. Auch die Erzählung von der Erschaffung der Welt in 6 Tagen kennen die meisten Menschen. Dass es aber einen weiteren Adam gibt, und mit ihm auch eine weitere, neue Schöpfungsgeschichte, bzw. eine neue Schöpfung, das ist selbst vielen Christen nicht mehr bewusst. Apostel Paulus stellt im 1. Brief an die Korinther den irdischen Adam dem überirdischen Adam gegenüber:

    So steht es auch in der Schrift: Adam, der Erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der Letzte Adam wurde lebendig machender Geist. 46 Aber zuerst kommt nicht das Überirdische; zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische. 47 Der Erste Mensch stammt von der Erde und ist Erde; der Zweite Mensch stammt vom Himmel. 48 Wie der von der Erde irdisch war, so sind es auch seine Nachfahren. Und wie der vom Himmel himmlisch ist, so sind es auch seine Nachfahren. 49 Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.
    (1.Kor 15,45-49)

Der erste Adam war von unten, der Erde, und kehrt auch zur Erde zurück, der letzte Adam stammt von oben, und kehrt nach oben zurück. Er ist zwar auch gestorben und wurde in die Erde gelegt, der Tod aber konnte ihn nicht festhalten, sondern durch seine Auferstehung wurde der Tod und die vergängliche (irdische) Welt überwunden.

Die Evangelien auch als Schöpfungsberichte zu bezeichnen, ist außergewöhnlich und ungewohnt, aber sicherlich nicht falsch, denn in ihnen wird das Leben und Zeugnis dieses letzten Adams beschrieben. Jesus kam zu Marta und Maria, nachdem deren Bruder bereits 4 Tage tot war, und auf ihren Glauben und ihr Flehen hin wirkte er das bis dahin größte Wunder – die Erweckung eines Verstorbenen, bei dem bereits die Verwesung eingesetzt hatte. Bevor er dies tat, sagte Jesus über sich selbst:

    Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt,
    (Joh 11,25)

Mit und in diesem Jesus hat eine neue Schöpfung ihren Anfang genommen. Diese neue Schöpfung wurde bereits von den Propheten des alten Testamentes angekündigt, in Jesus Christus jedoch wurde sie zu einer Wirklichkeit.

    Er ist vor aller Schöpfung, /
    in ihm hat alles Bestand.
    18 Er ist das Haupt des Leibes, /
    der Leib aber ist die Kirche. /
    Er ist der Ursprung, /
    der Erstgeborene der Toten; /
    so hat er in allem den Vorrang.
    19 Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, /
    20 um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, /
    der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.
    (Kol 1,17-20)

In Christus wurde die Trennung von Gott und Mensch, von Schöpfer und Schöpfung überwunden. Er hat wirklichen Frieden gestiftet und den Feind des Lebens, den Tod, entmachtet. Er hat jenen Sieg errungen, welchen wir, die wir nach dem ersten Adam gebildet sind, nicht erringen konnten. In diesen Sieg, in dieses neue Leben, hat er uns hinein genommen. Wir wurden hinein getaucht, hinein getauft in seinen Leib der Auferstehung, um Anteil zu haben an seinem Leben und seiner Fülle, um selber neue Schöpfung zu sein:

    Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.
    (2. Kor 15,17)

Jegliches Leben, das in dieser Welt geboren wird, trägt das Sterben und den Tod in sich. Jegliches Leben, das in Christus neu geboren wird, ist bereits der Vergänglichkeit entrissen, weil es mit dem Auferstandenen verbunden ist. Christus verkündigte die Botschaft vom Gottesreich, das bereits da ist und in Fülle noch kommen wird bei seiner Erscheinung in Herrlichkeit. Die neue Schöpfung ist dieses Reich, und wir Christen, die 'Gesalbten', haben von dem Geist des Auferstandenen und seiner Herrlichkeit empfangen, um selbst als Söhne Gottes offenbar zu werden.

    Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. 20 Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: 21 Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.
    (Röm 8,19-22)

Jeder Mensch trägt die Verantwortung, mit dieser Schöpfung sorgsam und respektvoll umzugehen, auch wenn sie vergänglich ist. Für uns Christen ist diese Erde aber nicht unser Leib, denn sie trägt den Tod und das Sterben in sich - unser Leib ist Christus, der Auferstandene, der Erstling aus den Toten und der Anfang einer neuen Schöpfung. Jesus Christus ist unsere einzige Hoffnung, dass diese Schöpfung befreit wird aus dem Dienst der Vergänglichkeit, so wie auch er selbst aus dem Grab gestiegen ist in einem neuen, unsterblichen Leib.

    Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr.
    (Offb 21,5)

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