Weihnachtsfriede - Weihnachtsfreude

Weihnachten ist das Fest des Friedens und der Freude, und doch fragt man sich, wo ist dieser Friede und was ist diese Freude, da wir in dieser Welt ja keinen Frieden haben und die Konfrontation mit Krankheit, Leid und Tod auch die Frage nach der Freude aufwirft.

Die Kirche spricht von einem Geheimnis des Glaubens, und die Botschaft der weihnachtlichen Freude und des Friedens sind auf das Engste mit diesem Glaubensgeheimnis verbunden. Gott ist Mensch geworden, Jesus, geboren aus einer Jungfrau – eine heute oft belächelte Botschaft. In diesem Kind hat sich Gott selbst mit dem von ihm erschaffenen Menschen verbunden, und zwar untrennbar. Jesus hat ja selbst von sich gesagt, dass er der Weg sei zum himmlischen Vater – dies beinhaltet viel mehr, als seinen Lehren zu folgen, ihn als Lebensvorbild zu nehmen. Der Weg des Menschen hin zu seinem Gott, die Überwindung dieser Trennung, denn Gottes Wesen können wir nicht sehen, mit unseren Augen Ihn noch nicht schauen, die Überwindung dieser Trennung geschah und geschieht und wird immer sein in ihm selbst, da Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Darum ist Jesus die Grundlage unseres Glaubens und unserer Hoffnung, und seine Geburt verbunden mit Freude und Frieden.

Dieser Jesus lebte unter den Menschen und verkündete die Botschaft vom Reich Gottes, er zeigte einen anderen Weg auf, wie wir leben sollten, er heilte und befreite, und wo andere richteten und verurteilten, öffnete er einen Weg des Heils. Seine Botschaft wurde von den Mächtigen in Religion und Politik nicht gerne gehört, und um seines Zeugnisses willen musste er sterben. Er, der ohne Verfehlung war, starb unseren Tod, und Jesus hat diesen Tod um unseretwillen auf sich genommen, er hat unser Kreuz, die Folgen unserer Verfehlungen, getragen.

An Ostern betrachten und feiern wir dieses Glaubensgeheimnis, seinen Tod an Karfreitag, seine Auferstehung aus den Toten am Ostersonntag. Die Botschaft von Friede und Freude tritt hier in eine andere, nennen wir es Wirklichkeit oder Dimension – der Tod konnte Jesus nicht halten, er ist leiblich auferstanden und hat sich in einem neuen Leib seinen Jüngern gezeigt. Und dann ist er als auferstandener, neuer Mensch in den Himmel aufgefahren und in die Gegenwart Gottes getreten. Oder mit anderen Worten, er hat unserer vergängliches, menschliches Sein angenommen, der Macht des Todes entrissen und in die Gegenwart Gottes gebracht. Er ist der Weg in dem, was er ist, nämlich Gott und Mensch, und er ist der Weg für uns Menschen (Immanuel – Gott mit uns), indem er das Menschsein in die Gottesnähe gebracht hat, er ist uns vorausgegangen.

Paulus nennt ihn darum auch den neuen Adam, den Anfang einer neuen Schöpfung, eines neuen Himmels und einer neuen Erde, von der auch die Propheten des Alten Testamentes gesprochen haben. Diesen neuen Himmel und diese neue Erde können wir Menschen nicht aus eigener Kraft erschaffen, sondern so wie wir selbst eine Schöpfung sind, so wird es auch diese neue Welt sein, eine göttliche Tat. Der Mensch ist stets geneigt, dies zu verkennen und will selber etwas sein, am besten das Maß aller Dinge – die Bibel nennt dies fleischlich, das Vertrauen auf eigene Kraft und Fähigkeit, und doch ist jede Kraft, jede Fähigkeit eine Gabe. Wenn wir erschaffen sind, können wir ohne unseren Erschaffer keinen wirklichen Frieden und keine wirkliche Freude haben.

Darum hat Gott uns einen Beistand gegeben, den Heiligen Geist – an Pfingsten betrachten und feiern wir dieses Geheimnis des Glaubens. Jesus wurde ja auch mit diesem Heiligen Geist gesalbt, um diesen Weg zum Vater gehen zu können, wie auch wir Menschen diese Salbung brauchen, um diesen Weg gehen zu können. Daher nennen wir uns Christen, d.h. wörtlich 'Gesalbte'. Die Nachfolge Jesu ist mehr, als seine Gebote zu befolgen oder ihn als Vorbild zu nehmen, die Nachfolge bedeutet letztlich selber den Tod zu überwinden durch die Auferstehung aus den Toten.

Wenn Jesus heilte und Menschen befreite, dann sprach er davon, dass das Reich der Himmel, oder das Königreich Gottes, nahe herbeigekommen, ja bereits mitten unter den Menschen ist. Andererseits sprach er aber auch vom Reich, das erst noch kommt und um dessen Erscheinen wir bitten sollen: 'Dein Reich komme …'! Das ist kein Widerspruch, sondern beides ist gleichzeitig wahr: Das Reich kommt und es ist da – in dieser Welt ist es noch verborgen unter der Hülle irdischer Dinge, so wie man Jesus äußerlich ja auch nicht angesehen hat, wer er war. Auch der Kirche, vor allem in diesem geteilten und widersprüchlichen Zustand, sieht man es nicht an, was sie eigentlich ist: Die Erscheinung des Gottesreiches in dieser Welt. Diese Wirklichkeit wird in der Kirche 'Sakrament' oder 'sakramental' genannt, ein Geheimnis, unserer direkten, sinnlichen Wahrnehmung entzogen, durch den Heiligen Geist jedoch gegenwärtig und mitteilbar, sei es durch Wort, Handlung und/oder die Anwendung materieller Dinge.

Viele Menschen fragen sich, wie Gott all dieses Unheil in dieser Welt zulassen kann. Das 'Vater unser' lehrt uns, dass in dieser Welt nicht sein Wille geschieht, denn wir beten ja darum, dass endlich SEIN Wille geschehe. ER kam zu uns und hat uns gezeigt, was sein Wille ist – und wir haben ihn getötet und ans Kreuz geschlagen – und selbst hier hat Jesus gesagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Das ist unser Problem, wir wissen nicht, was wir tun – und Gott wird es uns anhand von dem, was wir zustande bringen, oder sollte man besser sagen: eben nicht zustande bringen, aufzeigen, dass das Geschöpf seinen Schöpfer braucht, und dass der Schöpfer sein Geschöpf nicht verloren gibt.

In der Bibel heißt es, dass Jesus sich vor Gott für uns verwendet, so wie er es bereits in seinem irdischen Leben und auch am Kreuz getan hat. Er wird Hohepriester genannt, unser Fürsprecher vor Gott, dem Vater. Und wir Christen, die wir ja mit demselben Geist gesalbt sind, mit dem auch Jesus gesalbt wurde, sind berufen und aufgefordert, in die Fürsprache Jesu einzustimmen, mit ihm eines Sinnes zu sein. Wenn nun ein Priester oder ein Bischof am Altar einer örtlichen Gemeinde das Gebet verrichtet und vor Gott darbringt, dann ist dies ein Erscheinen, ein Sichtbarwerden dieser verborgenen, mit unseren Sinnen nicht direkt wahrnehmbaren Wirklichkeit. Der Dienst Jesu tritt in dieser Welt in Erscheinung – unter der Hülle irdischer Dinge, auch durch den Dienst seiner Diener – das kommende Reich ist dann bereits da, mitten unter uns. Das ist der Sinn der liturgischen Handlungen und Dienste: Eine Betrachtung der göttlichen Geheimnisse, seines Wirkens und Handelns, aber auch eine Teilnahme an der göttlichen bzw. himmlischen Wirklichkeit.

Als die schwangere Maria zu Besuch bei Elisabeth war, da hüpfte das Kind im Leib der Elisabeth vor Freude. Und als Maria mit dem wenigen Wochen alten Jesus in den Tempel ging, nahm Simeon das Kind auf seine Arme und sprach sinngemäß: „Nun kann ich in Frieden sterben, denn meine Augen haben das Heil gesehen!“ Die Freude und der Friede, von denen hier die Rede ist, reichen weit über das hinaus, was wir Menschen uns unter Friede und Freude vorstellen. Es geht um mehr als ein fried- und freudvolles Leben, das ja durchaus erstrebenswert ist – es geht um dieses Reich, das Jesus verkündet hat, und dessen Wirklichkeit er selber ist, der Auferstandene, der Verwandelte – der Anfang einer neuen Schöpfung, in welcher der Tod nicht mehr sein wird.

Heutzutage ist viel davon die Rede, dass der Tod ein Übergang in ein anderes Leben ist, eine Art Tür in eine andere Welt. Und doch ist der Mensch nicht 'ganz', oder mit anderen Worten 'heil', wenn er keinen Leib mehr hat. Und die Schöpfung ist auch nicht 'ganz' oder 'heil', wenn sie im Zustand der Vergänglichkeit zurückbleibt. Geburt und Tod, Werden und Vergehen, mit all dem leben wir und halten es für normal, gegeben und unausweichlich. Wenn aber Jesus leiblich von den Toten auferstanden ist, dann kann auch die ganze Schöpfung erneuert werden, so wie der Leib von Jesus erneuert wurde. Darüber freute sich Johannes im Leib von Elisabeth, als er den Gruß der Maria hörte, und das war das Heil, welches Simeon schaute, als er Jesus auf Händen hielt und sprach:

    Denn meine Augen haben das Heil gesehen, /
    das du vor allen Völkern bereitet hast

Das Geheimnis des Reiches ist mit unseren Sinnen nicht direkt wahrnehmbar, und doch ist die Suche danach in jedem Menschen irgendwie vorhanden: in der Sehnsucht nach Heil, im Verlangen nach dem, was uns fehlt. Wir Menschen wissen tatsächlich oft nicht, was wir tun, wir mühen uns ab und kommen doch an kein Ende – weil die Lösung, die Er-Lösung etwas ist, das von außen kommt, so wie Jesus von außen in diese Welt kam durch etwas, das diese Welt nicht erklären kann und sich deshalb darüber lustig macht. Auch der Glaube an unseren Erlöser ist etwas, das Gott im Menschen bewirken will, eine Gabe des Heiligen Geistes, und keine menschliche Fähigkeit.

    Meine Seele sehnt sich nach dir in der Nacht, /
    auch mein Geist ist voll Sehnsucht nach dir. Denn dein Gericht ist ein Licht für die Welt, /
    die Bewohner der Erde lernen deine Gerechtigkeit kennen.
    Aber der Frevler lernt nie, was gerecht ist, /
    auch wenn du ihm Gnade erweist. Selbst im Land der Gerechtigkeit tut er noch Unrecht, /
    doch er wird den erhabenen Glanz des Herrn nicht erblicken.
    (Jes 26,9.10)

    Der Herr der Heere wird auf diesem Berg /
    für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, /
    ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, /
    mit besten, erlesenen Weinen.
    Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, /
    und die Decke, die alle Völker bedeckt.
    Er beseitigt den Tod für immer. /
    Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. /
    Ja, der Herr hat gesprochen.
    (Jes 25,6-8)

nach oben

Linie1 5x800b

 

Bibel lesen - aber wie?

Schriftrolle

 

Katechismus

 

Gebet und Anbetung

Gebet und Anbetung-175