Jesus und das Schwert

An einer anderen Stelle spricht Jesus davon, dass er nicht gekommen sei, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert:

    Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
    (Mat 10,34)

Diesen Satz für sich alleine genommen kann man so verstehen, als ob Jesus das Schwert des Krieges unter die Menschen gebracht hätte. Allerdings passt diese Aussage, wenn man sie so versteht, gar nicht zum Vorbild, das Jesus selbst gegeben hat. Das einzige Gewalttätige, das man ihm anhand der Evangelien unterstellen kann ist, dass er im Tempel die Tische der Geldwechsler und Taubenhändler umgestoßen und sie aus dem Tempel vertrieben hat. Jesus hat zu Gewaltlosigkeit aufgerufen, und seine Aufforderung, die (menschlichen) Feinde zu lieben, verlangt das Äußerste. Sein Vorbild steht übrigens in einem krassen Gegensatz zu Mohammed, welcher zwar einen barmherzigen 'Allah' verkündet hat, aber gleichzeitig selber zum Schwert gegriffen und Kriege geführt hat, Menschen in die Sklaverei verkaufte und Gefangene töten ließ.

Das Kapitel, in dem dieser Vers steht, beginnt mit der Aussendung der Apostel und beschreibt, dass die Verkündigung des Evangeliums auf Annahme oder Ablehnung stoßen wird, und dass die Verkünder mit Verfolgung zu rechnen haben, wie ja auch Jesus für seine Verkündigung mit dem Leben bezahlen musste. Bei diesem Vers geht es also nicht um das Schwert des Krieges, sondern um eine Unterscheidung von dem, was göttlich und dem, was menschlich ist. Sein Auftreten führte auch unter den Juden zu einer Entzweiung, die einen waren für ihn, die anderen gegen ihn. Und seine Gegner haben schließlich für seine Hinrichtung gesorgt. Jesus selber hat aber ausdrücklich gesagt, dass seine Anhänger nicht mit Gewalt gegen andere Menschen kämpfen sollten.

Das bringt dieser Vers, wenn man ihn im Zusammenhang liest, auch zum Ausdruck:

    Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter;
    (Mat 10,34.35)

Dass die Botschaft Jesu in eine Familie auch Entzweiung bringen kann, habe ich selber erlebt. Aber in dieser Aussage schwingt viel mehr der Gedanke mit, dass die Annahme des Evangeliums oftmals einen Bruch mit vorhandenen, von den Vorfahren an ihre Nachkommen weitergegebenen Traditionen und Lehren mit sich bringt. Und solch ein (Traditions-) Bruch kann harte Entzweiung verursachen, quer durch Familien oder andere, menschliche Gemeinschaften. Jesus spricht an dieser Stelle also nicht von einem Kriegs-Schwert, sondern von dem Schwert der Geistes.

    Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.
    (Eph 6,17)

    Denn lebendig ist das Wort Gottes, kraftvoll und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens; 13 vor ihm bleibt kein Geschöpf verborgen, sondern alles liegt nackt und bloß vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft schulden.
    (Heb 4,12.13)

Die Auseinandersetzungen, die Jesus mit den Juden führte, haben fast immer dieses Thema gehabt: Das überlieferte Glaubensverständnis (Tradition), die teils herzlose Auslegung der Thora, das Festhalten an Kleinigkeiten verbunden damit, dass das Wesentliche übersehen wurde:

    Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. 24 Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele.
    (Mat 23,23.24)

    Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. 9 Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung.
    (Mar 7,8.9)

Damals geschah genau dasselbe, was auch bis heute geschieht: Göttliches wird vermenschlicht - und dabei wird es ‘um seinen Sinn gebracht’. So wie auch der Christus, welcher nach dem christlichen Glaubensbekenntnis wahrer Gott und wahrer Mensch ist, von den Menschen umgebracht wurde, weil sie sein Zeugnis nicht nur nicht hören, sondern auch nicht ertragen wollten. Das Zeugnis von Jesus hat von den Juden verlangt, ihre Überlieferungen, ihre religiösen Lehren, Überzeugungen und Bräuche zu hinterfragen und falls notwendig auch zu ändern.

    Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
    (Mat 11,6)

hat Jesus über sich selber gesagt - und das gilt bis heute, auch für uns Christen. Das Evangelium, wenn wir es Ernst nehmen, fordert uns ständig heraus, uns selbst, unsere Tradition, unseren Glauben, die Haltung unserer Herzen zu hinterfragen und im Licht des Evangeliums zu prüfen.

War Jesus politisch? In einem passiven Sinne auf jeden Fall, denn wer nach dem Evangelium lebt, ändert sein Leben und wird bestimmte Dinge nicht mehr tun oder befürworten können. Jesus hat in den Menschen die Hoffnung auf ein anderes Reich geweckt, das nicht durch Politik und Menschenwerk entsteht, sondern durch den Geist Gottes. Dies geschieht zuerst in den Herzen der Menschen und in den Christen soll durch den Heiligen Geist jene Gesinnung lebendig werden, welche in Jesus war. Lebendig für dieses Sein Reich, das nicht von dieser Welt ist.

Und darum war Jesus nicht aktiv politisch! Er hat weder politische Gruppen gegründet, noch den Widerstand gegen die römische Besatzungsmacht gefördert, im Gegenteil, die Glaubenshaltung eines römischen Hauptmannes stellte er über die Glaubenshaltungen vieler Juden. Viele seiner Landsleute hat er sicherlich enttäuscht, als er keine Anstalten machte, sich gegen die römische Besatzung zu wenden. Mitten in dieser brisanten, politischen Situation, hat er das getan, wozu er gekommen war, selbst als es bei Pontius Pilatus um sein Leben ging sagte er zu ihm:

    Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.
    (Joh 18,37)

Die Menschen möchten gerne Lösungen für ihre weltlichen, und damit auch politischen Probleme, Jesus jedoch hat über die inneren Haltungen des Herzens gesprochen, und wie sich die Herzen für das Reich der Himmel öffnen sollten, vollkommen unabhängig vom vorhandenen, politischen System.

 

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