Das vollkommene Opfer

Die in der Thora verordneten Tieropfer sind ein schattenhaftes Bild von dem, was in Vollkommenheit kommen soll – sie weisen auf Christus hin. Jesus Christus kam in diese Welt und hat sich freiwillig all dem Unrecht und Leiden, das in dieser Welt ist, ausgesetzt. Das Opfer, welches Jesus dargebracht hat, kann nicht auf das Leiden und Sterben am Kreuz beschränkt werden, sondern es umfasst sein ganzes Leben, von der Menschwerdung bis zur Auferstehung aus den Toten, ja noch weiter bis zu seinem Einzug in das Allerheiligste – in die Gegenwart Gottes des Vaters. Er starb um unserer Sünde willen, denn er selbst war ohne Sünde, er war der Gerechte und wird es auch immer bleiben.

    Denn auch Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht.
    (1.Pet 3,18)

Was uns Menschen unmöglich ist, nämlich den Tod zu überwinden und ohne Sünde zu sein, das hat Jesus vollbracht. Es gibt keine menschliche Opfergabe, keine (religiöse) Leistung, keinen Wert, es gibt nichts, womit wir Menschen (biblisch gesprochen 'aus unserem Fleisch') vor Gott treten und uns selbst auslösen könnten – oder mit anderen Worten: Keiner von uns Menschen ist ohne Sünde und keiner ist ohne Schuld.

    Doch loskaufen kann sich keiner, oder Gott sein Lösegeld zahlen. 9 Der Loskauf seines Lebens ist zu teuer; er muß für immer davon Abstand nehmen, 10 daß er weiterleben könne und ewig nicht die Grube schaue.
    (Psalm 49,8-10)

Jesus Christus, der Gerechte, hat sich dem ungerechten Urteil unterworfen, sich dem Leiden und Sterben ausgeliefert bis zum bitteren Ende am Kreuz. Durch die leibliche Auferstehung hat er den Sieg über die Vergänglichkeit, die Bosheit und den Tod errungen. Er ist den Weg des Heils gegangen und dadurch zu unserem Heiland geworden. Seinem Heilswerk, d.h. seinem Opfer kann nichts hinzugefügt werden, und es darf auch nichts weggenommen werden. Das Opfer von Jesus ist:

vollgültig, genugsam, vollkommen, einmal für immer, für die Sünde der ganzen Welt, einst am Kreuze dargebracht.

Die Einmaligkeit und Vollkommenheit seines Opfers bildet für uns Christen die Grundlage unserer Opfer, auch wenn sich das zuerst einmal widersprüchlich anhören mag. Wir dürfen aber diese 'christlichen' Opfer nicht im heidnischen Sinn verstehen – als 'Werteopfer', sondern im jüdischen Sinn als einen Weg, eine 'Nahung' (hebräisch: 'korban'). Darum den obigen Satz nochmal mit anderen Worten: Die Einmaligkeit und Vollkommenheit seines Weges (Nahung / Opfer) bildet die Grundlage unserer Wege (Nahungen / Opfer). Jesus, der Gesalbte, hat als Mensch den Weg in die Gegenwart Gottes eröffnet, er ist uns als unser Befreier vorausgegangen. Darum konnte Jesus über sich selber sagen:

    Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
    (Joh 14,6b)

Der Wille und die Absicht Gottes, den Menschen, sein Geschöpf, an seiner Fülle und an seinem vollkommenen Leben Anteil zu geben, ist Teil seines Wesens, ist jene unaussprechliche Liebe, welche in Jesus Christus sichtbar und erlebbar geworden ist. In diesem Sinne war das 'korban', das Opfer (der Weg) schon immer da, von Anfang bis zum Ende von dem, was wir als Raum und Zeit erfahren. Im Leben Jesu unter den Menschen und in seinem Sterben am Kreuz ist dieses ewige 'korban' für uns Menschen sichtbar geworden innerhalb von Raum und Zeit.

    Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, /
    kam in die Welt.
    10 Er war in der Welt /
    und die Welt ist durch ihn geworden, /
    aber die Welt erkannte ihn nicht.
    11 Er kam in sein Eigentum, /
    aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.
    12 Allen aber, die ihn aufnahmen, /
    gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, /
    allen, die an seinen Namen glauben,
    13 die nicht aus dem Blut, /
    nicht aus dem Willen des Fleisches, /
    nicht aus dem Willen des Mannes, /
    sondern aus Gott geboren sind.
    14 Und das Wort ist Fleisch geworden /
    und hat unter uns gewohnt /
    und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, /
    die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, /
    voll Gnade und Wahrheit.
    (Joh 1,9-14)

Gott ist die Quelle und Ursprung unseres Lebens – durch IHN sind wir geworden. Die Gabe des Lebens ist etwas Heiliges, das es zu schützen und zu bewahren gilt. Wer Gnade empfangen hat, dieses Geheimnis unseres Ursprungs und unserer Erlösung zu erkennen, sollte sich nichts mehr darauf einbilden, was er ist oder was er kann oder was er tut oder was er hat, denn er weiß, dass die Quelle von alledem nicht in ihm selber oder in dieser Welt liegt, sondern von Gott stammt. Darum sucht er auch nicht mehr, auf menschliche Weise Gott zu gefallen, denn wenn alles, was man hat oder ist, letztlich eine göttliche Gabe ist, gibt es nichts mehr, worauf man sich etwas einbilden könnte.

In den Opferordnungen der Stiftshütte musste derjenige, welcher ein größeres Opfertier darbringen wollte, sich auf den Kopf des Opfertieres stützen (Buber übersetzt 'stemmen'), und zwar mit seinem ganzen Gewicht.

    Ist seine Opfergabe (korban) ein Brandopfer vom Rind, so bringe er ein männliches Tier ohne Fehler dar; er soll es an den Eingang des Offenbarungszeltes bringen, damit es vor dem Herrn Annahme findet. 4 Er lege seine Hand (stemme seine Hand) auf den Kopf des Opfertiers, damit es für ihn angenommen werde, um ihn zu entsühnen.
    (Lev 1,3.4)

Damit bringt der Opfernde zum Ausdruck, dass die Grundlage seines Opfers, also seiner Nahung zu Gott, das ewige 'korban' ist, und nicht der 'Wert' des Tieres. Im Tier und durch das, was mit diesem Tier geschieht, wird jedoch der Weg sichtbar, das 'korban', welches immer da ist und in dieser Welt in Jesus Christus in vollkommener Weise erschien. Der 'Wert' der geistlichen Opfer der Kirche liegt somit nicht in einer religiösen Leistung der 'Opfernden' oder irgendwelchen anderen, menschlichen oder materiellen Werten, sondern in dem vollkommenen Opfer von Jesus Christus. Allein Christus ermöglicht es uns, Gott zu nahen, weil er das Lamm ist, welches die Sünden der Welt getragen hat, in der kirchlichen Sprache nennt man das auch 'unverdiente Gnade'.

    Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vätern ererbten Lebensweise nicht um einen vergänglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, 19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.
    (1.Pet 1,18.19)

    Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. 24 Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. 25 Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut, Sühne, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden; 26 er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt. 27 Kann man sich da noch rühmen?
    (Röm 3,23-27a)

     

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