Auferstehungsglaube in Israel

Zur Zeit Jesu gab es unter den Juden unterschiedliche Auffassungen über die Auferstehung der Toten. Die Sadduzäer glaubten nicht, dass es eine Auferstehung der Toten gibt, die Pharisäer waren anderer Meinung. Als Paulus vor den Hohen Rat geführt und angeklagt wurde, nutzte er diese Uneinigkeit:

    Da Paulus aber wußte, daß der eine Teil zu den Sadduzäern, der andere zu den Pharisäern gehörte, rief er vor dem Hohen Rat aus: Brüder, ich bin Pharisäer und ein Sohn von Pharisäern; wegen der Hoffnung und wegen der Auferstehung der Toten stehe ich vor Gericht. 7 Als er das sagte, brach ein Streit zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern aus, und die Versammlung spaltete sich. 8 Die Sadduzäer behaupten nämlich, es gebe weder eine Auferstehung noch Engel noch Geister, die Pharisäer dagegen bekennen sich zu all dem. 9 Es erhob sich ein lautes Geschrei, und einige Schriftgelehrte aus dem Kreis der Pharisäer standen auf und verfochten ihre Ansicht.
    (Apg 23,6-9)

Diese unterschiedlichen Auffassungen mögen aus heutiger Sicht nicht ohne weiteres nachvollziehbar sein. Aber der Glaube an eine Auferstehung entwickelt sich in den Schriften des Alten Testamentes erst nach und nach, vor allem in den späteren, prophetischen Schriften. Bis heute gibt es innerhalb des Judentums keine einheitliche Lehre oder Vorstellung über die Auferstehung. Zu den Unterschieden zwischen den Sadduzäern und den Pharisäern kam es vermutlich vor allem deshalb, weil die Sadduzäer den Tempeldienst verwalteten und daher vor allem mit der praktischen Umsetzung der in der Thora vorgegebenen Ordnungen beschäftigt waren. In der Thora selbst findet sich der Auferstehungsgedanke allerdings nur ansatzweise. Die Pharisäer jedoch gaben den prophetischen Teilen des Alten Testamentes mehr Gewicht, in denen der Auferstehungsgedanke eine immer stärkere Rolle spielte. Die ersten direkten Anspielungen gibt es im 1. Buch Samuel:

    Der Herr macht tot und lebendig, er führt zum Totenreich hinab und führt auch herauf.
    (1.Sam 2,5)

Und auch in den Psalmen kommt diese Hoffnung zum Ausdruck, dass der Tod auch für den Leib nicht endgültig ist.

    Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit. 10 Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; du läßt deinen Frommen das Grab nicht schauen.
    (Psalm 16,9.10)

Diesen Vers aus dem Psalm Davids greift Petrus in seiner Predigt an Pfingsten auf und bringt sie in Beziehung zur Auferstehung von Jesus Christus:

    Da er (David) ein Prophet war und wußte, daß Gott ihm den Eid geschworen hatte, einer von seinen Nachkommen werde auf seinem Thron sitzen (vergl. 2.Sam 7,12.13; Psalm 132,11), 31 sagte er vorausschauend über die Auferstehung des Christus: Er gibt ihn nicht der Unterwelt preis, und sein Leib schaut die Verwesung nicht.
    (Apg 2,30.31)

Im Buch des Propheten Daniel ist von einem Erwachen aus dem Tod die Rede verbunden mit einem anschließenden Gericht.

    Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.
    (Dan 12,2)

Im Propheten Hosea kommt die Hoffnung auf eine Heilung, eine Wiederherstellung zum Ausdruck, und darin enthalten auch eine Wiederherstellung am dritten Tage, so wie auch Christus am dritten Tag nach seinem Sterben von den Toten auferstanden ist.

    Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat (Wunden) gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden. 2 Nach zwei Tagen gibt er uns das Leben zurück, am dritten Tag richtet er uns wieder auf, und wir leben vor seinem Angesicht. 3 Laßt uns streben nach Erkenntnis, nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
    (Hos 6,1-3)

Auch aus der Zeit der Makkabäer, also ca. 150 Jahre vor Christus, wird der Glaube an eine Auferstehung bezeugt:

    Er veranstaltete eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung. 44 Hätte er nicht erwartet, daß die Gefallenen auferstehen werden, wäre es nämlich überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten.
    (2.Mak 12,43.44)

    Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten. 13 Als er tot war, quälten und mißhandelten sie den vierten genauso. 14 Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, daß er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.
    (2. Mak 7,12-14)

Im Gespräch zwischen Jesus und Martha über den Tod von Lazarus wird auch deutlich, dass zumindest Teile der jüdischen Bevölkerung damals an eine Auferstehung der Toten glaubte:

    Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. 24 Marta sagte zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. 25 Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, ...
    (Joh 11,23-25)

Diese Vollmacht über den Tod hinaus bezeugte Jesus durch die Auferweckung des Lazarus. Dieses größte Wunder führte dazu, dass der Hohe Rat zusammenkam und beschlossen wurde, Jesus zu töten.

    Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. 39 Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. 40 Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? 41 Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. 42 Ich wußte, daß du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, daß du mich gesandt hast. 43 Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! 44 Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und laßt ihn weggehen!
    (Joh 11,38-44)

    Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn. 46 Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was er getan hatte. 47 Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. .... 53 Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten.
    (Joh 11,45-47.53)

Im Neuen Testament werden auch Streitgespräche zwischen Jesus und den Sadduzäern über die Frage der Auferstehung beschrieben. Jesus verweist dabei auf die Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch:

    Daß aber die Toten auferstehen, habt ihr das nicht im Buch des Mose gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? 27 Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt euch sehr.
    (Mar 12,26.27)

Jesus verweist in seiner Deutung der Thora darauf, dass diese Schriftstelle ein Hinweis auf die Auferstehung ist.

Der Prophet Jesaja spricht darüber hinaus nicht nur von einer Auferstehungshoffnung, sondern von einer Zeit oder einem Ereignis, in welchem der Tod selbst beseitigt werden wird. Eine Zeit, in welcher die Völker zu einem Festmahl geladen werden auf den Berg Zion.

    Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen, mit besten, erlesenen Weinen. 7 Er zerreißt auf diesem Berg die Hülle, die alle Nationen verhüllt, und die Decke, die alle Völker bedeckt. 8 Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Auf der ganzen Erde nimmt er von seinem Volk die Schande hinweg. Ja, der Herr hat gesprochen.
    (Jes 25,6-8)

Dieser Gedanke findet sich auch in den letzten Kapiteln der Apokalypse wieder:

    Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. 4 Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen : Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. 5 Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.
    (Offb 21,3-5a)

Die Frohe Botschaft beinhaltet also nicht nur eine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod und den Empfang einer neuen, unsterblichen Leiblichkeit, sondern auf die Überwindung des Todes überhaupt: Der Tod wird nicht mehr sein!

 

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